August 1

by admin

Elektroauto - Elektrofahrzeuge

Elektroauto Käufer dürfen sich hierzulande ab Mitte 2023 auf sinkende Preise freuen. Branchenbeobachter sprechen bereits von einem bevorstehenden „Preiskampf“ und „Rabattschlachten“, wie sie seit Monaten in den USA und China zu beobachten seien.

Diese martialische Wortwahl, die nach aggressivem Vernichtungswettbewerb zwischen den Autobauern klingt, ist jedoch irreführend. Was dem deutschen Automarkt bevorsteht, ist schlicht eine kühle und rationale Antwort der Hersteller auf das Auseinanderdriften von Angebot und Nachfrage.

Die Kundenaufträge für Elektrofahrzeuge sind drastisch eingebrochen

Bei einem Blick auf die aktuellen Zulassungsdaten ist von einer Absatzkrise zunächst nichts zu erkennen. Im Gegenteil: Im ersten Halbjahr 2023 wurden 31,7 % mehr Elektroautos zugelassen als im Vorjahr. Ein beeindruckendes und im Vergleich zum gesamten PKW-Markt überproportionales Wachstum, doch die Zahlen sind trügerisch. 

Denn es handelt sich überwiegend um Bestellungen aus 2022, die aufgrund der damals langen Lieferzeiten erst jetzt beim Kunden ankommen. Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research, bringt es auf den Punkt: „Die Zulassungszahlen, die wir im Moment sehen, zeigen die Realität von gestern.“

Und die Realität von heute? Die ist seit Monaten von stark sinkenden Auftragseingängen geprägt, vor allem in der Kompakt- und Mittelklasse. Die Lücke zwischen produzierten und verkauften Elektrofahrzeugen beträgt bei einigen Herstellern - beispielsweise VW - bereits 25 - 30 %. Auch Tesla und andere Autobauer produzieren derzeit auf Bestand.

Ein Hauptgrund für die rückläufigen Bestellungen dürfte die seit Jahresbeginn um 1.500 – 2.000 Euro reduzierte E-Auto-Förderung sein. Für viele Autokäufer werden dadurch klassische Verbrenner wieder vergleichsweise attraktiver. Zumal es bei anderen kritischen Themen wie Reichweiten, Ladezeiten und Ladeinfrastruktur auch wenig gute Nachrichten gibt. So wurde zum Beispiel kürzlich berichtet, dass der Bund offenbar erneut seine eigenen Ziele beim Ausbau der Ladeinfrastruktur verfehlt. 

Trotz sinkender Elektroauto - Nachfrage steigt das Angebot

Bei einer solchen Marktsituation wäre es naheliegend, dass Produzenten und Importeure ihr Fahrzeugvolumen reduzieren. Das geschieht auch zum Teil: Volkswagen etwa hat im Werk Emden die Spätschicht gestrichen und die Werksferien um eine Woche verlängert. Betrachtet man jedoch den gesamten Markt, dann steigt die verfügbare Menge an Elektrofahrzeuge sogar noch weiter an. Was auf den ersten Blick paradox erscheint, hat zwei einfache Gründe.

Erstens befinden sich zahlreiche Hersteller mitten im Transformationsprozess, bei dem sie die Produktion von Verbrennern herunter- und von Elektroauto s hochfahren. Die Umstellung bringt nicht nur höhere Fertigungskapazitäten, sondern auch zusätzliche Modelle und Baureihen im Elektrosegment mit sich.

Solche Veränderungen sind langfristig angelegt und können nur bedingt an konjunkturelle Schwankungen angepasst werden. Zweitens sind in den letzten Monaten einige neue Wettbewerber aus China in den deutschen Markt eingetreten, was automatisch zu einem erhöhten Produktangebot führt.

Der Verkaufspreis ist jetzt die einzige Stellschraube

Selbst wenn es gelänge, das strukturelle Überangebot zu bremsen, kämen die Maßnahmen zu spät. Denn es sind bereits größere Bestände aufgelaufen, die abverkauft werden müssen. Anzeichen für eine Besserung der Nachfrage sind aber nicht in Sicht, und nun kommen auch noch die absatzschwachen Ferienmonate.

In dieser Lage sind Preissenkungen die einzige Option, um Käufe zu stimulieren und eine bessere Relation von Angebot und Nachfrage zu erreichen. Die Bestände nicht weiter ansteigen zu lassen, ist schon aufgrund des darin gebundenen Kapitals existenziell wichtig. Dabei sind nicht nur Hersteller und Importeure, sondern noch mehr die Automobilhändler unter Druck: Sie gewähren bereits jetzt höhere Kundennachlässe.

Auf der Herstellerseite sind reine Elektro-Produzenten, die keine Verbrenner im Sortiment haben, am stärksten betroffen. Das trifft auf Tesla und einige chinesische Marken zu. Dementsprechend hat Tesla schon im Mai mit Preissenkungen begonnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis weitere Anbieter nachziehen. Vor allem die chinesischen Anbieter dürften aufgrund ihrer Kostenvorteile über größere Preisspielräume verfügen: Aktuell sind deren Modelle in Deutschland teilweise noch doppelt so teuer wie in China. 

Fazit

Wer sich ein neues Elektroauto zulegen will, sollte möglichst mit dem Kauf noch etwas warten. Denn zumindest in den Segmenten bis zur Mittelklasse sind in den nächsten Wochen und Monaten deutliche Preissenkungen zu erwarten. Und falls es ein fertig gebautes Bestandsfahrzeug sein soll, das bereits beim Händler steht, so lohnt sich eine hartnäckige Preisverhandlung auf jeden Fall. 





Quellenangabe



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